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Ab in die Wolke

Herr Fraune, warum setzen viele Unternehmen auf die Cloud?

Um den IT-Service abzugeben und sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. Das spart Personal und ermöglicht Synergien. Viele Unternehmen verlagern ihr komplettes Rechenzentrum in die Cloud: So müssen sie sich beispielsweise nicht mehr um Betriebssystem, Router oder den neuesten Virenschutz kümmern. Zudem können sie die Rechenleistung flexibel aufstocken oder minimieren und ein System wählen, das zu ihnen passt. Dieses lässt sich in kurzer Zeit anpassen, ohne dass sie die Hard- und Software umstellen müssen.  

Welche Vorteile verspricht sich das Touristik-Unternehmen?

Unser Kunde betreibt Europas führendes Hotelbuchungsportal. Die Nutzer des Portals haben die Wahl zwischen mehr als 300.000 Hotels in 190 Ländern. Hotels, die Buchungsprozesse an den Kunden outsourcen, wie etwa die Wahl des Zimmers oder Stornovorgänge, sind auf einen raschen Datentransfer rund um den Globus angewiesen. Um die Datenübertragung weiter zu beschleunigen, will man den Weg in die Cloud gehen. Außerdem möchte das Unternehmen den Betrieb und die Verantwortung für die IT-Systeme abgeben und sich voll auf seine Kernkompetenzen fokussieren.

Ist der Datentransfer denn ohne Cloud zu langsam?

Wenn viele kleine Datenpakete zwischen den Servern hin- und herkommuniziert werden, verzögert sich der Datentransfer. Für Webdienste ist es daher wichtig, Content nah am Endkunden zu haben. Bisher laufen alle Daten über einen Server in einem Rechenzentrum in Nordrhein-Westfalen. Das ist gut für deutsche User, das Portal aber nutzen Menschen auf der ganzen Welt. Die meisten Kunden kommen aus China. Deren Daten ließen sich schneller über einen Server vor Ort übertragen. Mit einer Cloud wäre man flexibler und könnte selbst entscheiden, wo die Server für unterschiedliche Märkte stehen sollen.

Viele Unternehmen verlagern ihr komplettes Rechenzentrum in die Cloud: So müssen sie sich beispielsweise nicht mehr um Betriebssystem, Router oder den neuesten Virenschutz kümmern. Außerdem können sie die Rechenleistung flexibel aufstocken oder minimieren und ein System wählen, das zu ihnen passt.“

MARKUS FRAUNE, DATENBANK-ADMINISTRATOR BEI ITGAIN

 

Wie unterstützen Sie den Kunden beim Wechsel in die Cloud?

Wir haben 2016 getestet, ob ihr bisheriger Datenbank-Server, ein auf IBM Power 7 basierendes System, in einer Amazon-Cloud nachbaubar ist. Dazu prüften wir verschiedene Performances: Wie verhalten sich der Prozessor, die Festplatte oder der Arbeitsspeicher? Die Daten verglichen wir mit anderen Systemen. Die Performance im Rechenzentrum ist bislang super, aber funktioniert es so auch in der Cloud? Um das zu testen, ließen wir alle Transaktionen, die auf der zentralen Db2 LUW Datenbank – etwa Buchungen oder Stornierungen –, 1:1 parallel in der Cloud laufen. Und zwar zur laststärksten Stunde: morgens um 11 Uhr.

Und? Wer hat das Rennen gewonnen?

Die damals getesteten Amazon-Systeme mit Linux-Betriebssystem waren alle etwas langsamer als das bisherige System mit AIX von IBM. Aber der Unterschied war marginal. Allerdings hätte es ein Problem gegeben, wenn der Kunde seinen Kunden ein tolles Angebot gemacht und plötzlich das Doppelte an Usern gehabt hätte. Die doppelte Last hätte das System nicht abdecken können.

Wie hat man sich letzlich entschieden?

Das Unternehmen wollte kein Risiko eingehen und ist erstmal mit dem aktuellen System weitergefahren. Langfristig will man aber sein Datenbank-System wechseln: von Db2 vielleicht zu Aurora, einem Datenbank-Dienst von Amazon Web Services (AWS), der alle Services in der Cloud übernimmt: Wartungen, Notfalleinsätze, Backups, Software- oder Sicherheits-Updates. Wahrscheinlich werden wir die Performancetests demnächst mit AWS Aurora wiederholen.

Mit welchem Ergebnis rechnen Sie?

Der Betrieb sollte klappen. Die Überführung der Daten könnte eine Herausforderung werden, aber ich bin zuversichtlich. Für unseren Kunden ist der Wechsel in die Cloud der richtige Weg.