Ende Juni 2015: Das Pflichtenheft steht, das Experten-Trio kann kommen. Der Architekt: Marc Dzaebel, er kümmert sich um das grundlegende Konzept. Der Projektleiter: Robert Wiesner, er koordiniert die Abläufe. Der Entwickler: Marvin Reinecke, er arbeitet aktiv am Coding. Alle drei sind erfahrene Programmierer und kümmern sich in den nächsten zwölf Monaten gemeinsam um die Ablösung der alten Mainframe-Anwendung der Versicherung.
Schritt 1 – Die Architektur
Die Legacy-Anwendung auf dem alten Mainframe läuft in COBOL. Eine Programmiersprache erstmals entwickelt in den 1950er Jahren und angelehnt an die natürliche Sprache. Ein Programm ist in Divisionen, Kapitel und Abschnitte gegliedert. Für das Projektteam hieß das: Die Kernanwendungsfälle bis in ihre Abschnitte hinein identifizieren, eine Liste aller Anforderungen erstellen und zu rekonstruieren, was über die Jahre gewachsen ist. „Herausfinden, was eingegeben werden muss, wenn das oder jenes rauskommen soll“, beschreibt Robert Wiesner diese Tätigkeit lapidar. „Parallel entwarf Marc ein flexibles, aber äußerst hochwertiges Architekturkonzept, welches eine ideale Basis für das erforderliche Software-Reengineering darstellte.“
Schritt 2 – Die Umsetzung
Nun stieg das Team in jede einzelne COBOL-Division ein und rekonstruierte die Programme bis zum letzten Abschnitt. So wurden insgesamt sechs konkrete Anwendungsfälle identifiziert, die es abzuwickeln galt. „Mit unseren Ansprechpartnern bei der Versicherung haben wir insgesamt vier Iterationen mit Teilabnahmen verabredet“, erinnert sich Wiesner. „So sind wir Schritt für Schritt vorgegangen, bis wir alle Anwendungsbestandteile in Java übersetzt hatten.“ Dabei musste das Team auch auf kreative Lösungen zurückgreifen. Wo möglich passten die Entwickler so die Funktionalitäten der neuen Java-Lösung an diejenigen der alten Cobol-Anwendung an.
Das war leider nicht immer möglich“, so Robert Wiesner. „Umso mehr kam es darauf an, die Anwender bei der Ablösung mitzunehmen. Bei jedem Schritt war es uns wichtig, allen Betroffenen zu erklären, was wir machen, warum wir es machen und vor allem: was sich ändern wird.“
ROBERT WIESNER - SENIOR CONSULTANT
So wurde die neue Lösung optimiert und das neue System den Anwendern vermittelt. Schritt drei fiel dann nicht mehr schwer.
Schritt 3 – Die Übergabe
Juni 2016: Wiesner und sein Projektteam übergeben den Code. Alle wichtigen Anwendungen sind nun in JavaEE übersetzt und laufen auf einer neuen Maske. Für den Anwender ändern sich daher hauptsächlich Look und Feel des gewohnten Systems. Die Effizienz der alten Anwendungen, ihre Handhabung und die Art der Befehle bleiben erhalten. „Die Maske musste sich an der Corporate Identity der Versicherung orientieren. Das war wichtig“, erklärt Robert Wiesner. „Deswegen hatten wir eine moderne Oberfläche mit Dropdown-Menüs, Shortcut-Funktionen, Filtern gebaut – einfach eine leicht konfigurierbare und robuste Maskenstruktur.“ Die klaren Architekturvorgaben konnten so bis ins Detail umgesetzt werden. Mit ihrer Hilfe setzte das Team ein generisches Konzept um, das zu einem wartungsfreundlichen und wiederverwendbaren Framework führte.
Technisch war es ein problemloses Projekt“, sagt Robert Wiesner. „Und wir haben es darüber hinaus geschafft, den Anwendern ein Endprodukt zur Verfügung zu stellen, mit dem sie die Umstellung kaum spüren.“
48 MODERNISERUNGSPROJEKTE - FACHLICH ALS AUCH TECHNISCH.