Herr Kalb, Sie haben für einen Kunden gerade eine kommerzielle Datenbank auf PostgreSQL umgestellt, eine Open-Source-Lösung. Warum?
Nun, zunächst einmal fallen bei Open-Source-Lösungen keine Lizenzgebühren an. Viel wichtiger ist aber, dass Open-Source oft flexibler und praxisorientierter ist, als kommerzielle Software – und damit zum Beispiel sehr gut mit den agilen Entwicklungsmethoden harmoniert. Allein die Tatsache, dass Open-Source-Software von Entwicklern für Entwickler gemacht wird, hat zur Folge, dass diese Komponenten gut zu den aktuellen IT-Architekturen und -Methoden passen.
Was genau meinen Sie mit „agile Entwicklung“ und warum ist das für Unternehmen wichtig?
Nehmen Sie zum Beispiel Hotelbuchungsportale oder Carsharing-Unternehmen. Der wichtigste USP für solche Unternehmen sind deren IT-Lösungen. Genau diese unterscheiden sie am Markt. Deshalb müssen solche Unternehmen ihre Software ständig an die neuen Marktentwicklungen anpassen, neue Ideen umsetzen, flexibel bleiben. Das funktioniert mit Open-Source-Software hervorragend. Eine PostgreSQL-Datenbank passt beispielsweise sehr gut zu Micro-Services, einem modernen Software-Konzept, das enorme Innovationskraft entfalten kann. Das hilft, die Wettbewerbsfähigkeit in einem dynamischen Markt zu sichern.
Sie prophezeien Open-Source also eine goldene Zukunft?
Absolut! Die IT-Welt verändert sich derzeit radikal. Momentan spüren vor allem jene Unternehmen diesen Druck, deren IT ein wesentlicher Bestandteil des Unternehmenserfolgs ist. Ich denke aber, das wird sich auch auf andere Bereiche der IT übertragen, die derzeit traditionell eher auf kommerzielle Produkte setzen.
Ich bin der Meinung, Open-Source-Software ist für sämtliche Unternehmensstrategien eine sinnvolle Alternative.“
THOMAS KALB, PRINCIPAL CONSULTANT
Viele Unternehmen zweifeln aber nach wie vor an dieser Idee – schließlich kann man nicht einfach beim Hersteller anrufen, wenn man mit einer Open-Source-Lösung ein Problem hat. Was sagen Sie dazu?
Klar, Open-Source-Software hat keinen Hersteller, vielmehr wird sie von einer Community entwickelt. Da die Entwickler in der Regel kein Geld damit verdienen, bieten sie aber oft Support für die Software, an der sie selbst aktiv arbeiten. Und das ist ein großer Vorteil: Sie sind beim Support nicht auf den Hersteller angewiesen, sondern haben die Wahl zwischen verschiedenen Angeboten. Da es sich um einen freien Wettbewerb handelt, erhalten Sie erstklassigen Support, auf Sie maßgeschneidert. Und sollten Sie unzufrieden sein, können Sie wechseln – das geht bei kommerziellen Lösungen nicht. Dort sind Sie auf den Hersteller-Support angewiesen.
Okay, das klingt überzeugend. Jetzt wollen sicher viele Unternehmen wissen: Was kostet das? Wie groß ist der Aufwand beim Umstieg auf eine Open-Source-Lösung?
Natürlich kann man darauf keine pauschale Antwort geben. Oftmals bin ich aber überrascht, wie gering der Aufwand tatsächlich ist. Was dagegen aufwändig und damit teuer ist, ist die Testphase. Je geringer das Risiko der Umstellung sein soll, desto mehr Aufwand muss man natürlich im Vorfeld betreiben. Mit Hilfe unseres Toolsets können wir aber im Vorhinein die Kompatibilität der Open-Source-Alternative und damit den Aufwand effizient einschätzen. So reduzieren wir auch das Migrationsrisiko und gewährleisten, dass die Anwendung korrekt läuft.
Was ist Open-Source?
Als Open-Source-Software bezeichnet man Anwendungen, deren Quellcode für jeden zugänglich ist. Meist können sie kostenlos eingesetzt werden – auch für kommerzielle Zwecke – und werden von einer Entwickler-Community gepflegt. Weil jeder Interessierte den Quellcode einsehen und Fehler aufspüren kann, gelten Open-Source-Anwendungen als zuverlässig.